Ladendiebstahl außer Kontrolle

Ladendiebstahl außer KontrolleHändler fühlen sich im Stich gelassen

Ladendiebstähle belasten den Handel immer stärker. Was sind die richtigen Gegenmaßnahmen? Eine Spurensuche auch in Sachsen, wo man einen Rekord loswerden möchte.

Es gibt Rekorde, die niemand will und mag. Einen solchen hat Sachsen aufgestellt. In den Geschäften des Freistaates wird so viel gestohlen wie noch nie. Nach Angaben des Innenministeriums stieg die Zahl einfacher Ladendiebstähle von 12.560 im Jahr 2021 auf 19.180 drei Jahre später; im ersten Halbjahr 2025 waren es bereits mehr als 10.000 Fälle. Bei den schweren Ladendiebstählen mit höherem Warenwert und größerem kriminellen Aufwand standen 864 im Jahr 2021 rund 1.300 Fälle 2024 gegenüber; im ersten Halbjahr 2025 kamen schon 816 Fälle zur Anzeige. Dabei gilt die Dunkelziffer als sehr hoch. Hauptgeschäftsführer René Glaser vom Handelsverband Sachsen schätzt sie auf weit über 90 Prozent. Viele Händler, weiß Glaser aus diversen Gesprächen, „fühlen sich im Stich gelassen“ und verzichten auf die Polizei.

Dass Ladendiebe den Händlern zusetzen, ist allerdings keine sächsische Besonderheit. So beziffert Hauptgeschäftsführer Stefan Genth vom Handelsverband Deutschland (HDE) den durch Ladendiebstahl entstandenen Schaden für 2024 unter Bezug auf offizielle Statistiken auf drei Milliarden Euro – gegenüber 2022 ein Plus von 20 Prozent. Bei der Fallzahl lag der Zuwachs mit knapp 404.000 Fällen bei 17,5 Prozent. Überall in Deutschland, zeigen Recherchen der Lebensmittel Praxis, ergibt sich ein ähnliches Bild: Hoch professionell agierende Tätergruppen spielen eine immer größere Rolle.

„Aggressivität schnellt nach oben“

Oft sind solche Diebe auf der Durchreise und verkaufen ihr Diebesgut, wie Alkohol, Energydrinks, Düfte und Kosmetikartikel, weiter. Nicht selten werden strafunmündige Minderjährige eingespannt. Einzeltäter sind jedoch nicht ausgestorben. Sie machen sogar vermehrt Sorgen. Denn bei ihnen beobachten Fachleute wie Stefan Genth oder der Detektiv Michael Schikorr-Günther aus Bremen eine ausgeprägtere Aggressivität. „Die schnellt drastisch nach oben“, sagt Schikorr-Günther im LP-­Gespräch. Er stützt sich bei dieser Aussage auch auf Erfahrungen seiner Kollegen aus dem Bundesverband des Detektiv- und Ermittlungsgewerbes (BuDEG); der Bremer fungiert als sein Regionalleiter Nord.

Doch was tun? Michael Schikorr-Günther spricht sich für deutlich mehr Strenge aus: „Die Justiz muss mit voller Härte zuschlagen.“ Detektiv-Kollege Matthias Drei-ucker unterstreicht das. Er kann der Idee einiges abgewinnen, Ladendiebstahl als Ordnungswidrigkeit anzusehen und Bußgelder zu verhängen. „Dann würden nicht mehr so viele Verfahren eingestellt“, meint der Leiter der BuDEG-Sparte Kaufhausdetektive.

 

Artikel https://lebensmittelpraxis.de/zentrale-management/46186-kriminalitaet-ladendiebstahl-ausser-kontrolle-haendler-fuehlen-sich-im-stich-gelassen.html

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